Fiatgeld: Wer steuert und lenkt es?
Das Fiatgeldsystem ist die Grundlage des modernen globalen Finanzsystems. Es ermöglicht Regierungen und Zentralbanken, die Wirtschaft zu steuern und auf Krisen zu reagieren. Doch wer hat tatsächlich die Kontrolle über dieses System?
In diesem Blogbeitrag beleuchten wir, was Fiatgeld ist, welche Institutionen es steuern und welche Kritik daran geübt wird.
Was ist Fiatgeld?
Fiatgeld ist eine Währung, die keinen inneren Wert besitzt und nicht durch physische Werte wie Gold oder Silber gedeckt ist. Stattdessen basiert ihr Wert auf dem Vertrauen in die ausgebende Institution – meist die Zentralbank eines Landes – und die staatliche Autorität, die es als gesetzliches Zahlungsmittel festlegt. Der Begriff „Fiat“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Es werde!“, was darauf hinweist, dass der Wert des Geldes durch staatlichen Beschluss festgelegt wird.
Wer steuert das Fiatgeldsystem?
Die Kontrolle über das Fiatgeldsystem liegt hauptsächlich bei den Zentralbanken. Diese Institutionen sind für die Gestaltung der Geldpolitik verantwortlich und spielen eine entscheidende Rolle bei der Steuerung der Wirtschaft. Zu den wichtigsten Zentralbanken der Welt zählen die Europäische Zentralbank (EZB), die Federal Reserve (Fed) in den USA und die Bank of England.
1. Die Aufgaben der Zentralbanken
Zentralbanken haben mehrere Kernaufgaben, die das Fiatgeldsystem regulieren und stabilisieren sollen:
- Geldschöpfung und Steuerung der Geldmenge: Zentralbanken entscheiden, wie viel Geld in Umlauf gebracht wird. Durch den Kauf oder Verkauf von Staatsanleihen können sie die Geldmenge erhöhen oder verringern. Diese Maßnahmen beeinflussen die Liquidität in der Wirtschaft.
- Zinssteuerung: Zentralbanken legen die Leitzinsen fest. Diese Zinsen bestimmen die Kosten für Kredite und beeinflussen dadurch direkt den Konsum und die Investitionen in der Wirtschaft. Niedrige Zinsen fördern in der Regel Wirtschaftswachstum, während hohe Zinsen Inflation bekämpfen sollen.
- Stabilität der Währung: Eine der Hauptaufgaben der Zentralbanken ist die Überwachung der Inflation und die Sicherstellung der Preisstabilität. Eine stabile Währung ist entscheidend für das Vertrauen in das Fiatgeldsystem und den Erhalt der Kaufkraft.
- Regulierung des Bankensystems: Zentralbanken überwachen Geschäftsbanken und stellen sicher, dass diese die gesetzlichen Anforderungen einhalten. Dies schützt das Finanzsystem vor Instabilität und Krisen.
2. Die Rolle der Regierungen
Neben den Zentralbanken spielen auch Regierungen eine Schlüsselrolle im Fiatgeldsystem. Sie schaffen den rechtlichen Rahmen, der Fiatgeld als gesetzliches Zahlungsmittel definiert, und beeinflussen die Wirtschaft durch Fiskalpolitik (z. B. Steuererhöhungen oder -senkungen sowie staatliche Ausgabenprogramme). Die Zusammenarbeit zwischen Regierungen und Zentralbanken ist entscheidend, um wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten.
Kritik: Sind Zentralbanken wirklich unabhängig?
Obwohl Zentralbanken oft als unabhängig gelten, gibt es erhebliche Kritik an ihrer tatsächlichen Unabhängigkeit und ihren Entscheidungsprozessen.
Die Federal Reserve (Fed) als Beispiel
Die Fed, die Zentralbank der USA, wird oft als unabhängige Institution dargestellt. Tatsächlich handelt es sich jedoch um ein hybrides System, das sowohl staatliche als auch private Elemente vereint:
- Die Fed besteht aus einem Netzwerk von 12 regionalen Federal Reserve Banken, die im Besitz privater Banken sind. Diese privaten Banken erhalten Dividenden aus den Gewinnen der Fed.
- Kritiker argumentieren, dass die Fed-Politik oft die Interessen der großen Banken und Finanzinstitutionen begünstigt, da diese direkten Einfluss auf die Entscheidungsprozesse haben. Ein Beispiel hierfür ist die Rettung von Banken während der Finanzkrise 2008, während die breite Bevölkerung die wirtschaftlichen Folgen tragen musste.
Zentralbanken weltweit
Auch andere Zentralbanken wie die Europäische Zentralbank (EZB) stehen in der Kritik, da ihre Entscheidungen stark mit den Interessen der Finanzmärkte verflochten sind. Maßnahmen wie die Senkung von Zinsen oder das massive Drucken von Geld (Quantitative Lockerung) begünstigen oft große Vermögensbesitzer und Investoren, während die breite Bevölkerung unter den negativen Nebenwirkungen wie Inflation leidet.
Kritik am Fiatgeldsystem
Das Fiatgeldsystem ist nicht unumstritten. Kritiker bemängeln, dass es auf Vertrauen basiert und nicht durch physische Werte gedeckt ist, was zu verschiedenen Problemen führen kann:
- Inflation: Da Zentralbanken die Geldmenge unbegrenzt ausweiten können, besteht immer das Risiko einer übermäßigen Inflation. Dies führt zu einem Kaufkraftverlust und beeinträchtigt besonders Menschen mit geringem Einkommen.
- Schuldenkrisen: Das Fiatgeldsystem basiert auf kreditbasierter Geldschöpfung. Dies bedeutet, dass Geld durch Schulden entsteht. Kritiker argumentieren, dass dies zu einer immer höheren Verschuldung von Staaten, Unternehmen und Privatpersonen führt.
- Ungleichheit: Maßnahmen wie die Senkung von Zinsen oder Rettungspakete für Banken begünstigen oft die wohlhabenden Teile der Gesellschaft und verstärken Vermögensungleichheit.
Zusammenfassung: Wer kontrolliert das Fiatgeldsystem?
Das Fiatgeldsystem wird in erster Linie von Zentralbanken gesteuert, die durch ihre Geldpolitik die Geldmenge, Zinssätze und Stabilität der Währung kontrollieren. Regierungen ergänzen diese Steuerung durch rechtliche und fiskalische Maßnahmen. Kritiker hinterfragen jedoch die Unabhängigkeit der Zentralbanken und weisen darauf hin, dass ihre Entscheidungen oft zugunsten von Banken und großen Finanzinstitutionen ausfallen.
Während das Fiatgeldsystem Flexibilität und wirtschaftliche Stabilität ermöglicht, bleibt es ein kontroverses Thema. Die Diskussion über Alternativen wie goldgedecktes Geld oder Kryptowährungen zeigt, dass das Vertrauen in dieses System nicht unerschütterlich ist. Die Frage, wie fair und nachhaltig das Fiatgeldsystem tatsächlich ist, bleibt daher weiterhin offen.